Frau im Vordergrund, mehrere Menschen rückwärts im Hintergrund am Strand

Mein Tanz zwischen den Zugehörigkeiten

Als ich am Wochenende von der Blogparade „Warum es mir so schwerfällt dazuzugehören“ von Iris Wangermann las, war mir sofort klar: „Ja, hier möchte ich zu den Teilnehmenden gehören.“
Das Thema Zugehörigkeit beschäftigt mich persönlich immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen. Zu wem oder was möchte ich dazugehören? Welche Gefahren liegen darin, sich ganz und gar zugehörig zu fühlen? Und welche Chancen bietet hingegen die Nicht-Zugehörigkeit?
Ich will es vorwegnehmen: Oft fühle ich mich nicht zugehörig und meistens ist das auch gut so. Etwas anders gesagt: Mein Tanz zwischen den Zugehörigkeiten gibt mir die Möglichkeit, die zu sein, die ich bin:

Beispiele, in denen ich mich mit Zugehörigkeit schwertue:

Geboren als „Bonus-Kind“

Als Zweitgeborene hatte eigentlich niemand mehr mit mir gerechnet. Eigentlich war die Familienplanung abgeschlossen, die Familie komplett. Mein Bruder wurde fast sechs Jahre vor mir geboren. Zwar wünschten sich meine Eltern lange ein zweites Kind, doch konnten die Ärzte meiner Mutter detailliert erklären, warum das medizinisch ausgeschlossen war.
Ungeachtet dessen, habe ich mich dennoch auf den Weg gemacht, mit Erfolg. Und so bezeichne ich mich selbst liebevoll „Bonus-Kind“ und ja, so betrachte ich mich ganz gerne. Als „Bonus-Kind“ hatte ich in vielerlei Hinsicht Freiräume, die ich selbst mit Leben, meinen eigenen Vorstellungen und Beobachtungen ausfüllen konnte. Und ganz bestimmt bin ich auch durch meinen älteren Bruder motiviert worden, früh selbständig zu sein und zu denken.


Meine klare Überzeugung mit 5 Jahren: „Heiraten? Ich nicht!“

Ich erinnere mich sehr gut an diesen Nachmittag, als mir meine Sandkasten-Freundin in ebendiesem beschrieb, wie sie sich ihr Leben vorstellte. Heiraten wollte sie und das unbedingt jung. Sie wusste sogar schon, wen. Ich konnte das nicht verstehen. Zwar hatte ich noch keine Idee, was ich stattdessen machen könnte, aber heiraten? Auch unsere im Ort stattfindenden Schützenfeste mit Königen und Königinnen halfen da nicht. Nicht einmal Märchen konnten mich überzeugen. Bis heute kann ich nicht verstehen, warum Schneewittchen sich so einfach hat mitnehmen lassen. Schließlich war sie bei den 7 Zwergen doch zufrieden…Zwar bin ich seit wenigen Jahren verheiratet (und gerne zugehörig!), doch ebenso hätte es möglich sein können, dass ich unverheiratet geblieben wäre, wenn ich nicht den Menschen getroffen hätte, dem ich dieses Versprechen hätte geben wollen.


Die etwas andere Perspektive als 1,84 Meter große Frau

Schon sehr früh fiel ich auf durch meine Körpergröße, ohne etwas besonderes dafür tun zu müssen. Möglicherweise ist das ein Grund dafür, dass ich eigentlich lieber im Hintergrund bleibe, nur ab und zu Sichtbarkeit wirklich möchte und genießen kann. Es kommt hinzu, dass große Menschen eine andere Perspektive haben und per se leichter in die Weite schauen können.
Das mag ein Grund dafür sein, dass ich schon immer eine starke und gute Beobachtungsgabe habe und gerne Menschen eingeschätzt habe. Vielleicht ist das aber auch nur eine an den Haaren bzw. Beinen herbeigezogene Erklärung…who knows…


Kriegstochter und Kriegsenkelin

Meine Eltern haben den Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg als Kinder miterlebt (sie waren zu Kriegsende fast 10 und fast 7 Jahre alt), meine Großeltern als Erwachsene. So bin ich also Kriegstochter und Kriegsenkelin. Beide Generationen haben die Gefahren der Zugehörigkeit auf sehr unterschiedliche Weise am eigenen Leibe erlebt und glücklicherweise überlebt:

Wachsam bleiben, sich nicht vor jeden Karren spannen lassen, Manipulationen im frühen Stadium wahrnehmen, Misstrauen haben anstelle blind zu vertrauen, selbst denken…das wurde mir teilweise absichtlich aber zum großen Teil auch unbewusst weitergegeben.


Alltagssituationen, die auf gebremste Zugehörigkeit hinweisen

Aber es gibt sie auch immer wieder, die kleinen Situationen, in denen ich wahrnehme, dass mein Bedürfnis nach Zugehörigkeit nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei anderen, und manchmal Behagen und manchmal Unbehagen in mir auslöst, z.B:

  • Ich kann Alleinsein sehr genießen und mache jedes Jahr eine „Me-Week“
  • Gute Freundschaften sind mir wichtiger als viele Freundschaften
  • Nicht schnell lasse ich mich von neuen Ideen begeistern. Aber wenn, dann brenne ich dafür.
  • Mein kritisches Hinterfragen mag manchmal für andere etwas anstrengend sein, für mich ist es ein Zeichen für ehrliches Interesse

Mein Tanz zwischen den Zugehörigkeiten

Chancen, die mir durch Nichtzugehörigkeit möglich werden

Was wäre eigentlich, wenn mir Zugehörigkeit plötzlich leichtfallen würde? In welcher Nische wäre ich dann? Nein, ich kann und will mir das nicht vorstellen. Ich liebe es so, wie es ist!

Mit einem stärkeren Bedürfnis nach Zugehörigkeit würde ich nämlich…

  • mich als Heilpraktikerin für Psychotherapie auf die Heilung von seelischen Erkrankungen fokussieren und nicht den Fokus so stark auf die noch viel zu unpopuläre Prävention (insbesondere Traumaprävention) legen.
  • als Nicht-Eisenbahnerin nicht in so besonderer Weise den anderen Blick auf Gesundheitsthemen in der Eisenbahnbranche legen können, siehe Mein Bahn-Manifest
  • mich auf ein spezielles Themenfeld richten und mein Netzwerk darauf ausrichten und mich nicht auf einen Tanz zwischen NLP, Ernährung und Neurowissenschaft einlassen.
  • nicht so sehr an einem Konzept M-PowerHaus® arbeiten, das den Selbstschutz so stark in den Vordergrund stellt.

Fazit

Das richtige Maß an Zugehörigkeit ist und bleibt eine Gratwanderung zwischen Unabhängigkeit und Verbundenheit. Meine persönliche Geschichte und vielleicht auch einfach nur meine Persönlichkeit lassen es gar nicht anders zu, dass ich Zugehörigkeit mit Vorsicht betrachte und Nicht-Zugehörigkeit großes Potenzial hat. Meine besten Ideen entstehen, wenn ich über den Tellerrand blicke. Wichtig ist es, die Wahl haben zu können, also aktiv entscheiden zu können, ob und wie stark man zugehörig sein möchte oder eben nicht.
Nur wenn man beides kann, ist man frei in der Wahl. Das ist wohl eine Lebensaufgabe und so bleibt das Leben ein Tanz zwischen den Zugehörigkeiten…


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2 Kommentare

  1. Liebe Marion, wie spannend! Ich finde mich in vielem, was du schreibst wieder und bin total begeistert davon, dass du dich für Traumaprävention einsetzt. Ich wünsche dir noch viel Freude beim Tanzen!
    Liebe Grüße
    Angela

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Hallo, ich bin Marion Abend,
Trainerin und Coach für
Empowerment.
Gemeinsam entwickeln wir Ziele und Wege,
die für eine gesunde Weiterentwicklung wichtig sind.

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