Mein Geständnis:
Bei Psychotherapie werde ich skeptisch
Warum ich trotz meiner Heilerlaubnis den Begriff Psychotherapie vermeide
Bereits seit längerer Zeit, liegt mir dieses Thema auf der Seele. Heute möchte ich es endlich „auf Papier“ bringen. Mit vielen Aspekten der herkömmlichen Psychotherapie identifiziere ich mich nicht. Andererseits möchte ich aber Menschen erreichen, die in einer seelisch schwierigen Situation sind und Veränderungen suchen. Wie passt das zusammen? Dass mein Geständnis: „Bei „Psychotherapie werde ich skeptisch“ kein Widerspruch ist zu meiner Berufsbezeichnung Heilpraktikerin für Psychotherapie, beschreibe ich mal etwas Genauer:
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Warum ich bei dem Begriff Psychotherapie skeptisch werde
In meiner früheren Tätigkeit als Sozialpädagogin – es ist ca. 15 Jahre her – hatte ich immer wieder mit Menschen zu tun, die seelisch an ihre Grenzen kamen. Damals fehlten mir Wissen und vor allem Methoden, wirksam Einfluss nehmen zu können. Immer wieder habe ich dabei begleitet, passende Psychotherapeuten zu finden, um Klienten in ihrer Situation zu unterstützen. Dabei habe ich sehr Unterschiedliches erlebt. Nicht nur lange Wartezeiten, auch die eine oder andere Herangehensweise haben mich sehr irritiert. Es ist ohne Zweifel: Der viel zu hohe Bedarf an Therapieplätzen im Vergleich zu den Kapazitäten ist eine hohe Belastung für alle Beteiligten.
Es gibt aber noch andere Gründe dafür dass ich gegenüber Psychotherapie skeptisch bin. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Gemeinschaftspraxis, die vor dem Erstgespräch das Ausfüllen eines seitenlangen Anamnesebogens vorausgesetzt hat. Vor dem ersten menschlichen Kontakt ging es also darum, Details über Kindheit, Gegenwart und Zukunft, Beziehungen, sexuelle Vorlieben u.v.m. auf das Papier zu bringen. Für mich waren diese Formulare an verschiedenen Stellen grenzüberschreitend und ich fragte mich:
Wie „krank“ muss sich der „Patient“ fühlen, während er diese Formulare ausfüllt?
Da passt die Herkunft des Wortes „Patient – griech. = Leidender, Erduldender.
Mein (damaliges) Bild von Psychotherapie
Mein eigenes Bild von Psychotherapie machte diese berufliche Richtung eigentlich nicht erstrebenswert für mich:
Gegenübersitzend in Sesseln, die Beine übereinander schlagend, verständnisvoll lächelnd, mit einem Wechsel aus Mitgefühl und Sorge, im Anamnesebogen blätternd – Nein, das wollte ich nie!
Schon das Wort „Psychotherapie“ widerstrebt mir.
ψυχή (griech.) Psyche für Seele
therapeia (griech.) Therapie für Behandlung
Ich frage mich:
- Kann man NUR die Seele behandeln?
NEIN. Bei meinem Verständnis von Gesundheit spielen Körper und Geist eine ebenso wichtige Rolle. Das kann man nicht voneinander trennen. Daher passt das Wort Psychotherapie schlichtweg nicht zu meinem Verständnis vom Menschen.
- Ist die Seele wirklich etwas, was man von außen „behandeln“ kann?
Anders als bei der Physiotherapie der Körper behandelt wird, knetet der Psychotherapeut ja nicht an der Seele herum. Mein Auftrag in der seelischen Arbeit umfasst daher die Aktivierung der Selbstheilungskräfte – und davon hat der Mensch eine Menge, ob er es glaubt oder nicht.
- Muss seelische Gesundheit immer lange dauern?
Ein Therapieplatz beinhaltet zumeist eine Vielzahl von Terminen, sehr häufig wöchentlich oder 14-tägig. Ist dieser zeitliche Ablauf sinnvoll? Häufig weiß man doch gar nicht, wieviele Termine überhaupt nötig sind. Wird der Patient dadurch manchmal nicht in einem „Krankheitsstatus“ gelassen, in den er nicht gehört?
- In der Psychotherapie wird zumeist von „Sitzungen“ gesprochen
Ich möchte es kurz machen: Ich mag keine „Sitzungen“. Meiner Beobachtung nach wird in Psychotherapien viel zu viel gesessen, obwohl doch die besten Ideen zumeist in Bewegung entstehen.
Warum ich trotzdem (oder genau deshalb!) Heilpraktikerin für Psychotherapie bin
Menschen in kritischen Situationen zu begleiten, steckt in mir. Meine Motivation für die Heilerlaubnis kam aus dem Wunsch, Grenzen erkennen zu können. Ich wollte Krankheitsbilder verstehen und einordnen. Nur wenn ich das kann, kann ich einschätzen, wem ich mit welchen Methoden helfen kann und wem nicht. Ich wollte ein Verständnis bekommen von körperlichen Ursachen psychischer Auffälligkeiten, um ganzheitlich arbeiten zu können, meine Klienten ggf. gezielt anzuregen, organische Ursachen medizinisch abklären zu lassen.
In der Tat, dieses Wissen hilft mir sehr in der Arbeit mit meinen Coachees.
Was das für meine Arbeit mit Menschen bedeutet
Als Trainerin für Selbstschutz und Traumaprävention bringe ich dieses Hintergrundwissen zwar mit ein, habe aber die Freiheit, die Herangehensweise viel individueller zu gestalten. Durch meine Kenntnisse im Bereich NLP, EMDR und in der Systemischen Beratung, kann ich viel gezielter vorgehen. Das bedeutet:
- Ich beHANDle nicht, sondern stärke die Selbsthandlungsfähigkeit.
- Ich arbeite nicht mit Patienten, sondern mit Coachees.
- Diagnosen dienen lediglich der Abgrenzung meines Tätigkeitsfeldes.
Ich behandle also nicht eine bestimmt Diagnose, sondern ich arbeite an den Potenzialen und Möglichkeiten, die der Coachee mitbringt, um die eigene Handlungsfähigkeit zu verbessern bzw. (wieder-) zu erlangen. Dass die Symptome der ursprünglichen Diagnose dabei verschwinden können, ist ein Nebeneffekt. - Die Häufigkeit und die Anzahl der Termine sind individuell.
Vielfach vergebe ich Folgetermine nicht direkt nach einem Termin, da ich nie weiß, „wie weit der Ball rollt“. Die Inhalte arbeiten im Anschluss weiter, sodass ein zu schneller Termin machmal gar nicht produktiv wäre. - Bei mir wird wenig gesessen und schon gar nicht „einfach nur darüber geredet“.
Wer an sich selbst arbeiten will, arbeitet nicht nur mit dem Kopf und mit Worten. Neue Ziele bestimmen, Grenzen körperlich wahrnehmen, neue Möglichkeiten erkennen und betreten…das geht meistens viel besser in Aktion. Daher nutze ich meistens den ganzen Raum und verschiedene Materialien wie Blätter, weitere Sitzpositionen, Bodenplatten u.s.w. - Es ist kein MUSS, alle Probleme auf den Tisch zu legen.
Die Inhalte und die Tiefe der Themen bestimmt der Coachee.
Für eine seelische Stabilisierung ist nicht immer das Wissen um die ganze Lebensgeschichte erforderlich und auch die Kindheit muss nicht unbedingt aufgerollt werden. Ich arbeite mit dem, was der Coachee mitbringt und das ist eine ganze Menge. Wie tiefgründig oder auch oberflächlich ein Problem bearbeitet wird, ist nicht das Entscheidende für den Lösungserfolg. Häufig entsteht eine Kettenreaktion:
Löst sich das eine Problem, löst sich ein anderes Problem automatisch auch auf.
Deshalb bin ich lieber „Trainerin“. 😊
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