Wann hören wir endlich auf, seelische Erkrankungen zu tabuisieren?
Ein Plädoyer für die Seele
Wenn wir unserer Seele mehr Bedeutung geben würden, dann könnten wir viel öfter verhindern, dass seelische Erkrankungen zu einem chronischen Verlauf führen. Ich finde es einerseits großartig, wenn bekannte Persönlichkeiten, wie beispielsweise Kurt Krömer offen über eine Depressionserkrankung sprechen, andererseits finde ich es erschreckend, dass es noch immer so etwas Besonderes ist, das zu tun. Mich macht es wütend, dass die seelische Gesundheit noch immer diesen besonderen Stellenwert hat. Wann hören wir endlich auf, seelische Erkrankungen zu tabuisieren?
Der Mensch besteht aus Körper, Geist UND Seele
Noch viel zu häufig wird die menschliche Gesundheit mit dem körperlichen Aspekt in Verbindung gebracht. Wir haben gelernt, körperliche Beschwerden anzusprechen und können ihren Verlauf besser einschätzen:
- Bei einer Erkältung gehen wir meistens davon aus, dass sie um die 7 Tage dauert und dass Bettruhe gut sein soll. Vielleicht lassen wir uns noch den einen oder anderen Tipp für einen gesunden Tee oder ein Bad geben.
- Bei einer körperlichen Wunde lassen wir diese professionell behandeln, legen Wert auf Desinfektion, um Entzündungen zu vermeiden. Bestimmt setzen wir uns auch für die gute Versorgung im Anschluss ein.
Was haben diese genannten Erkrankungen gemeinsam?
Wir sprechen sie an, lassen uns behandeln und geben selbst das (unserer Ansicht nach) Beste für einen guten Verlauf. Anders ist das aber bei seelischen Erkrankungen.
Seelische Erkrankungen klingen nicht verschnieft, bluten nicht und fühlen sich nicht lebensbedrohlich an. Jedenfalls nicht äußerlich. Innerlich kann das aber ganz anders sein.
Neurowissenschaftler wissen spätestens seit einer Studie der University of Michigan vom 30.03.2011, dass das Gehirn nicht unterscheidet zwischen körperlichem und seelischem Schmerz. Dem Gehirn ist es also völlig egal, ob wir seelisch oder körperlich krank sind – uns aber leider viel zu oft schon.
Wir haben einen Pool an Selbstheilungskräften in uns, müssen aber auch hineinspringen.
„Von nix kommt nix.“ Mit Verdrängen oder der „So-tun-als-ob-alles-gut-wäre-Methode“ kommen wir nicht weit, jedenfalls nicht lange. Genauso ehrlich wie zu unserem Körper müssen wir auch zu unserer Seele sein. Wenn wir das nicht sind, ist das nicht nur schwierig für uns selbst, sondern auch für andere. Gefühle finden ihren Weg, ob wir wollen oder nicht.
Worum es mir geht?
Gehe ehrlich mit dir um. Vertraue dir und deinen – vielleicht manchmal seltsamen – Verhaltensweisen. Das ist der beste Weg, seelisch gesund zu bleiben. Schätze jedes Gefühl, das du hast. Schaue hin, wenn es dir gut geht und auch, wenn es dir nicht gut geht. Nimm deine Seele wichtig. Viele Menschen haben sehr „gut“ gelernt, sowohl sich selbst als auch andere zu bewerten. Dass dabei aber die eigentliche Wahrnehmung und das Vertrauen in sich und andere verloren geht, wird oft übersehen.
Wenn du merkst, dass es anderen seelisch vielleicht gerade nicht so gut geht, dann nimm das wichtig. Anstelle aber Ratschläge zu geben, biete dich einfach an: Höre hin, sieh hin und vielleicht fühlst du mit – aber dramatisiere nicht, bewerte nicht und vor allem urteile nicht.
Vertrauen ist der Boden für Weiterentwicklung – für uns selbst und für andere.
Manchmal warten Menschen sehr lange, bis sie ihre Seele wichtig nehmen, einige tun es nie. Es ist so schade, weil wir sie natürlich auch brauchen, um körperlich und geistig gesund zu sein. Vielfach ist es so, dass wir erst reagieren, wenn der Körper sich bemerkbar macht. Denn die Seele will schließlich wichtig genommen werden, falls nicht, geht sie andere Wege, Körper und Geist sind ja schließlich auch noch da. Dann macht Mensch sich darüber bemerkbar.
Warum können wir nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit einen Therapietermin oder ein Coaching wie einen Zahnarztbesuch wahrnehmen? Bei Zahnschmerzen ist ein Zahnarztbesuch selbstverständlich. Bei einem Therapietermin ist das leider noch immer anders.
Meine Vision ist es, seelische Seltsamkeiten „salonfähig“ zu machen, damit immer weniger Menschen etwas verschleppen. Ich möchte mich mit mehr Leichtigkeit schweren Themen stellen, damit sie ihre Macht verlieren. Wenn ich Menschen dazu bewegen konnte, mehr Mut zu sich selbst und ihren „Seltsamkeiten“ zu bekommen, dann bin ich diesem Ziel näher gekommen.
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